Der Lavendel blüht. Es ist Sommer und die Provence von Düften erfüllt.
Bereits in der frühen Antike wurde in der Provence Lavendel angebaut und geerntet und diente als Heilpflanze sowie der Herstellung von Parfum.
Lavendel ist ursprünglich an den Küstenregionen des Mittelmeerraumes beheimatet. Der Echte Lavendel wächst an trockenen und felsigen Hängen ab ca. 800 Metern Höhe.
Lavendel ist die charakteristische Pflanze der Hoch-Provence. Häufiger noch als der Echte Lavendel wird in der Provence der Lavandin angebaut, eine natürliche Hybride von Echtem Lavendel und Speik-Lavendel.
Kennen Sie den Unterschied zwischen Lavendel und Lavandin?
Echter Lavendel wächst in den trockenen, kargen Bergen der Provence ab einer Höhe von 800 m über dem Meeresspiegel.
Echter Lavendel ist eine kleine Pflanze mit nur einer Blütenrispe an jedem Stängel. Sie vermehrt sich durch Samen. Man nennt sie auch „kultivierten Berglavendel“. Lavendel wird seit jeher als Heilmittel verwendet und war in der Zeit, in der es bei den großen Parfümherstellern aufgrund seines sehr feinen Duftes heiß begehrt war, als „blaues Gold“ bekannt. Für 1 Liter durch Destillation gewonnenes ätherisches Öl werden ca. 130 kg Rispen benötigt. Ein Hektar Lavendelfeld kann in guten Jahren bis zu 25 Liter ätherischen Öls ergeben.
Lavandin wächst weltweit in Höhen von 0 bis 800 m. Diese große Pflanze hat zwei Verzweigungen mit stark entwickelten Blüten, die ein kugelförmiges Büschel bilden. Lavandin ist ein Hybride, d.h. eine Mischung aus Echtem und Speik-Lavendel. Er ist steril und wird vom Menschen durch Stecklinge vermehrt. Der Anbau von Lavandin begann in den 1950er Jahren. Der Duft von Lavandin ist jedoch viel intensiver und weit weniger zart als der des Echten Lavendels, darüber hinaus ist Lavandin für die Herstellung von Heilmitteln nicht geeignet. Seine Anwendungsmöglichkeiten beschränken sich auf die industrielle Verarbeitung als Duftstoff für Reinigungs- und Pflegemittel. Die Blüte wird für die Herstellung der „kleinen Lavendelsäckchen“ verwendet. Nur etwa 40 kg Rispen sind für 1 Liter ätherischen Lavandinöls notwendig.
In der Imkerei ist der Lavendel aufgrund des hohen Zuckergehalts seines Nektars (21–48 %) sehr beliebt. Eine Biene besucht pro Stunde bis zu 700 Blüten. Die Lavendelfelder liefern auch einen sehr feinen Honig, den man unbedingt probieren sollte.
Warum Schafe und Ziegen keinen Lavendel mögen
In vorindustriellen Zeiten reduzierten Schafen und Ziegen den Wildwuchs zwischen den Lavendelpflanzen, indem sie alles außer dem Lavendel fraßen, den sie wegen seiner ätherischen Öle mieden. Für den richtigen Dünger wurde so auch auf ganz natürliche Weise gesorgt.
Lavendel wird in Frankreich übrigens nicht in die Kräuter der Provence gemischt, kommt aber bei in den Handel gebrachten Gewürzmischungen immer wieder vor.
Salbei rettet und bewahrt
Jetzt, Mitte Juni, blüht auch der Salbei auf den Feldern in der Provence und bereichert die Duftmischung. Er ist eine weitere Zutat in der typischen Kräutermischung der Kräuter der Provence ebenso wie Thymian, Rosmarin, Oregano, Majoran und Bohnenkraut. Weitere Zutaten können zusätzlich Basilikum, Estragon, Fenchel, Kerbel und Lorbeer sein.
Der Echte Salbei ist eine Pflanze des warmen Mittelmeergebietes. Bereits die Griechen und Römer des Altertums hielten die Pflanze in großen Ehren – vor allen Dingen als heilbringendes Kraut. Schon der Name des Salbeis entstand aus dem lateinischen „salvere“, welches „retten“ und „bewahren“, vor allem aber „gesund sein“ bedeutet. Salbei ist ein überragendes Heilkraut, so vielfältig und stark in seiner Wirkung wie kaum ein anderes.
Die auch von der modernen Medizin anerkannten Eigenschaften des Salbeis sind so weitläufig, dass der Laie staunt. Die wichtigste Wirkung ist die als Drüsenkraut: Salbei reguliert die Hormondrüsen. Die zweite Wirkung des Salbeikrautes ist sein antiseptischer Effekt, daher ist ob als Gurgelwasser oder Tee bei Halsschmerzen die Wirkung und Anwendung beinahe schon sprichwörtlich geworden. Drittens, wirken die komplexen Inhaltstoffe als anregendes und stärkendes Medikament positiv auf die Leber und das Verdauungssystem. Salbei hat eine heilende Wirkung auf die Milz und auf die Leber.
Lavendel – die Erzählungen aus „Tausend und eine Nacht“
In „Die Geschichte der Jungfrau, Stellvertreterin der Vögel“, Erzählungen aus „Tausend und eine Nacht“ wird vom „Lied des Lavendels“ erzählt: „Oh, wie bin ich glücklich, nicht zu den unzähligen Blüten zu gehören, die die Gartenbeete schmücken.
Ich laufe nicht Gefahr, in gewöhnliche Hände zu fallen, an einem Ort wertloser Unterhaltung zu sein. Anders als es meine Pflanzen-Schwestern gewöhnt sind, lässt mich die Natur fern von Bächen wachsen. Ich verabscheue bearbeitete Plätze und zivilisiertes Land. Ich bin wild. Fern der Gesellschaft ist meine Heimat in der Wildnis und der Einsamkeit, denn ich möchte mich nie und nimmer unters Volks mischen! Frei, ich bin frei.“
Jetzt im Juni singen nachts noch die Nachtigallen und tagsüber die ersten Zikaden. Die Tage sind noch nicht zu heiß, die Nächte schon mild. Die Kirschen, die Aprikosen und die ersten Tomaten sind reif. Die Ziegen- und Schafskäsen pur oder in frische Kräuter eingelegt, nahezu unwiderstehlich lecker. Viele Lavendelbauern bieten ihre Produkte direkt an. Ein Besuch bietet malerische Anblicke.